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Globale Flucht lokal auffangen

Peter Ehmann
Datum:
Veröffentlicht: 7.3.22
Von:
Susanne Zapf
Tausende Menschen erhalten jährlich von unserem Caritasverband in der Stadt Bamberg und im Landkreis Forchheim Unterstützung.

Zwei Jahre lang haben wir der Pandemie erfolgreich getrotzt – keine Kurzarbeit, alle Hilfen für Kinder, Familien, Arme, Obdachlose, Pflegebedürftige u. a. konnten durchgeführt werden. In Erwartung nun wieder auf den Normalbetrieb umzustellen – jetzt plötzlich im Spiegel der Erwartungen von Menschen aus der Ukraine, welche mit der Asche der Zerbombten und des Zerstörten zu uns kommen. Die Menschen aus der Ukraine suchen Schutz, Halt und Solidarität und werden dieses bei uns  im Landkreis auch finden. Die Motivation ist in unserem Caritasverband ebenfalls groß,  gut und verbindlich zu helfen. Ich erwarte über 500 Menschen aus der Ukraine in unserem Landkreis Forchheim. Sie brauchen unbürokratisch ordentliche Unterkünfte, medizinische Versorgung, Anlaufstellen, Tagesstruktur, Kinderbetreuung, Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten. Als langjähriger Ombudsmann im Bamberger Ankerzentrum kenne ich die bevorstehenden Ankunfts-, Orientierungs- , Warte- und Aushaltesituationen der Menschen auf der Flucht. Ehrliche, stetige und verbindliche Hilfestrukturen sind  jetzt von besonderer Bedeutung. Sie schaffen Vertrauen. An 2 Standorten werden wir Anlaufstellen für Informationen  einrichten. Fragen nach medizinischer Versorgung, Kontaktvermittlungen, Mobilitätsfragen u. a. können hier beantwortet werden. Weiterhin braucht es für Familien mit Kleinkindern Tagesorte. Einige Eltern-Kind-Gruppen werden dafür von uns vorbereitet. Die Eltern müssen dabei sein wegen der Aufsichtspflicht. Ihnen auch die Stadt Forchheim zeigen,  Schokolade essen auf der Piastenbrücke und davon erzählen, dass vor ca.75 Jahren hier schon einmal viele Flüchtlinge angekommen sind. Und auf die Bahngleise hinunterblicken, welche die Zuversichts-Wünsche auf eine Rückkehr in die Ukraine untermauern. Eine leichte Verbitterung, die ich kurzfristig aufgrund der nicht gezogenen Lehren aus der jüngeren Flüchtlingshilfe, verspüre, verwinde ich ob der bevorstehenden Aufgabenstellungen.  Unsere aktuell 6 Flüchtlingsberater*innen können sich nicht um die Menschen aus der Ukraine kümmern. Sie sind mit der Flüchtlings- und Integrationsberatung von den bereits vorhanden Migrant*innen aus Syrien, Irak, Georgien, Eritrea u. v. a. eingesetzt und bereits jetzt schon völlig überfordert. Ausgelaugt erlebe ich sie, wenn sie ihren Arbeitstag vollbracht haben. Eine Vollzeitkraft sollte 150 Flüchtlinge betreuen. Aktuell sind es fast 222! Der chronische Mangel an FIB  ist von der staatlichen und kommunalen Politik selbst verschuldet. Pro Vollzeitstelle soll ein Wohlfahrtsverband ca. 25.000 € mitbringen. Da kommen die Hilfeorganisationen schnell ans Limit. Krass versäumt wurde auch die Ertüchtigung der Asylunterkünfte. Die ca. 30 Unterkünfte für Menschen im Landkreis Forchheim befinden sich, man muss es deutlich benennen, überwiegend in einem heruntergekommenen Zustand. Musste und muß das sein? Einen Architekten hat der Caritasverband 2015 beauftragt ein kommunales Flüchtlingsheim für 99 Personen zu entwerfen. Die Pläne wurden kommunalpolitisch  vorgestellt. Eine Nachfrage. Schublade! Sinnvoll und mit übergroßer Effizienzaussicht  wäre die Etablierung eines kommunalen Flüchtlingsbeauftragten. Dieses Ziel gebe ich so schnell nicht auf und werde es in all den kommenden asylpolitischen Gesprächen immer wieder anbringen.